Die Mitte stärken
Forderungen nach grundlegenden Reformen der katholischen Kirche sind derzeit in aller Munde. Im Frühjahr haben die deutschen Bischöfe einen „synodalen Weg“ zur Erneuerung der Kirche beschlossen. Der katholische Priester und Professor für Wirtschafts- und Sozialethik an der Wilhelm-Löhe-Hochschule in Fürth, Dr. Elmar Nass, sieht die Kernaufgabe der Kirche in einer Neuevangelisierung. Menschen wieder für den Glauben begeistern, heißt sein Motto. Kritisch beurteilt er dagegen „Initiativen mit spaltender Wirkung“.
Nass sieht den anhaltenden Rückzug des Christlichen in unserer Gesellschaft mit Sorge. Mitgliederzahlen seien dabei ein Faktor von vielen. Christliche Feste, Argumente und Werte gerieten in Vergessenheit und anderes trete an ihre Stelle. „Lebensschutz, Familie, Menschenwürde und anderes werden immer mehr verwässert oder gar in ihrem eigentlichen Sinn pervertiert“, so der Theologe. „Wir steuern ohne Christen in gesellschaftlicher Verantwortung zu auf eine zunehmend gottlose Gesellschaft ohne Bewusstsein für die Grundwerte, die erst Freiheit, Würde und Demokratie ermöglichen.“
Anfang dieses Jahres veröffentlichte Elmar Nass sein neues Buch „Utopia christiana – Vom Kirche- und Christsein heute“. Darin berschreibt er fiktiv ein Bistum 2020, das neue Wege wagt und Schluss macht mit Niedergang und Selbstmitleid. Dafür stehen wieder die Freundschaft mit Jesus, glaubwürdige Vorbilder, überzeugendes Menschenbild, Transzendenz fürs Leben, Glaubensfreude und einladendes Bekenntnis im Fokus.
So stellt sich Elmar Nass die Erneuerung der Kirche vor, die bei jedem einzelnen Gläubigen beginnen muss. Nass benennt im Gespräch mit PUR-magazin (Ausgabe 8/9-2019) nicht nur die wesentlichen Gründe der Krise, sondern zeigt Wege auf, in der Krise zu wachsen und die Sache der Kirche zum Guten zu wenden. Und Pfarrer Nass weiß: Es ist höchste Zeit, Schritte in diese Richtung zu wagen.
Aus: PUR-magazin 8/9-2019, Foto: Christian Dick